Ein Häufchen Glück
Legimi
Gerade wollte sie sich die Kopfhörer überziehen, als ein wahnsinnig lautes Geräusch sie aus ihren zusammenreimten Entschuldigungen riss und furchtbar zusammenzucken ließ. Es klang halb nach einem verzerrten Schrei und halb nach einer Blechtröte. Es war auf jeden Fall laut und alle Kinder und Erwachsenen schauten sich nach diesen komischen Lauten um. Diese Schreie gingen ihr durch Herz und Bein. Julia stand auf, drehte sich im Kreis und versuchte herauszufinden, was oder wer diese verzweifelten Rufe von sich gab. Sie konnte nichts ent-decken und auch alle die anderen Parkbesucher zuckten nur mit den Schultern und sahen sich fragend an. Dann ging Julia einige Schritte weg von der Bank auf den See zu. Sie sah einen Schwan. Er taumelte aus dem Wasser, sah aus, als ob er betrunken wäre und schwankte auf die Wiese. Sie rannte durch das Eingangstor zum Spielplatz. Blieb bei ihrem Bruder stehen und hockte sich hin. "Luka, du bleibst hier auf dem Spielplatz. Ich komme auf jeden Fall und hol dich ab. Ein Tier ist verletzt und ich muss ihm helfen. Versprich, dass du mir nicht hinterher rennst. Bleib hier, bis ich wieder da bin. Versprich es mir!!" "Gehen wir danach Eis essen?", war die kindliche Ant-wort. Wie schön war es doch, erst sechs Jahre alt zu sein. Die Gelassenheit und Ruhe in Person, mit der Aussicht und dem Versprechen auf eine Mörderportion Spaghettieis. Sie hätte Luka gerade alles versprochen. Mit Angst und dem Gefühl von Hilflosigkeit rannte Julia zu dem Schwan. Der schrie immer noch, als ob er To-desqualen durchlitt. Man konnte beobachten, wie der linke Flügel hektisch flatterte, aber der rechte hing leblos und abgeknickt am weißen Körper. Mit einem großen Abstand hatten sich mittlerweile viele Leute um das arme Tier versammelt. Sie waren anscheinend genauso rat- und hilflos wie Julia.
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