Sophienlust - Die nächste Generation 62 – Familienroman
Legimi
Irene lebt seit ihrer Scheidung mit ihren beiden Kindern in einer kleinen Stuttgarter Wohnung. Mit ihrem Spielzeuggeschäft versucht sie ihre Familie über Wasser zu halten. Dann geschieht es: Irene wird von einem betrunkenen Autofahrer angefahren. Ein fremder Mann ist sofort zur Stelle, der sich als Dr. Klaus Meier vorstellt und ihr seine Hilfe anbietet. Er sorgt auch dafür, dass Luina und Lukas in Sophienlust untergebracht werden, solange Irene im Krankenhaus liegt. Warum aber fühlt sich Klaus eigentlich so stark verpflichtet? »Also gut, ich lese dir noch etwas vor, damit du besser einschlafen kannst.« Sonja rückte ihren Stuhl zurecht, griff nach dem Kinderbuch auf dem Nachttischchen und schlug es auf. »… und dann brachen Paolo und sein bester Freund Angelo auf, um ein großes Abenteuer zu erleben«, begann sie. »Die beiden Jungen hatten nur ein Zelt bei sich, einen Schlafsack und ein bisschen Proviant. Und natürlich ihre Hunde Carlo und Timo, die sie überallhin begleiteten. Sogar nach Laorna, in das geheimnisvolle Land in den Bergen, das Paolo und Angelo entdecken wollten. Die Jungen hatten gehört, dass es das einzige Land der Welt war, in dem es noch Drachen gab. Und Elfen und Trolle. Und weiße Wölfe, die sprechen konnten wie Menschen …« Sonja verstummte, als sie sah, dass ihr kleiner Sohn Nils tief und fest eingeschlafen war. Sie legte das Kinderbuch beiseite und hauchte Nils einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Ehe sie das Licht löschte, tätschelte sie noch Murphy, den zotteligen braunen Mischlingshund, der es sich am Fußende von Nils' Bett bequem gemacht hatte, und verließ dann auf Zehenspitzen das Kinderzimmer. Fast gleichzeitig verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht, und ihre Miene wurde ernst und traurig. Die quälenden Gedanken und Bilder, die jedes Mal nur darauf warteten, bis sie allein war und ein paar Mußestunden hatte, drangen auch jetzt wieder mit Macht auf sie ein und ließen sie nicht mehr los. Einmal mehr sah sie ihren Lebensgefährten Birger vor sich, wie er morgens die Wohnung verlassen hatte, um zur Arbeit zu fahren. Er hatte sich mit einem ›High five‹ von Nils verabschiedet und mit einem zärtlichen Kuss und einer Umarmung von ihr. Am Treppenabsatz hatte er noch einmal »tschüss« gerufen und zurückgewinkt. Und war am Abend nicht mehr nach Hause gekommen.
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