Sibirienschicksal

Sibirienschicksal

Legimi

Es war an einem kalten, sturmdurchpeitschten Oktobermorgen, als vor dem schmutzigen, elenden Wirtshause von Ukbul, einer Minenstation in Sibirien, eine Kibitka hielt und ihren einzigen Insassen herausgab. Zwei Kosaken, in blauer Uniform mit kupfernen Helmen, begleiteten den Gefangenen, einen jungen Mann, ... Den Körper des Gefangenen bedeckten grobe Tuchkleider; von der linken Hand verlor sich eine am rechten Fuße befestigte Kette in den Schaft des hohen Lederstiefels hinein. »Warten sie hier, Hermann Brandt«, sagte der Anführer der Kosaken. »Ich werde den ›Smotritel‹ – Oberaufseher – herausrufen, um Sie an ihn abzuliefern«. Der junge Mann neigte ruhig den Kopf; statt jeder Antwort hob nur ein tiefer, nicht zu unterdrückender Seufzer seine Brust – er sah unwillkürlich hinüber zu dem Hause, von dessen Bewohnern jetzt für ihn das Schicksal der nächsten Zukunft einigermaßen abhing. Den halberblindeten Scheiben fehlten die Vorhänge, man konnte also das Innere der Schenke bequem überblicken, und so sah der junge Deutsche ein Bild, das ihm trotz seiner tiefen Trauer ein Lächeln auf die Lippen rief. Mitten im Raume stand ein mageres, ältliches Männchen in ungeheuren Pelzen, die vom Kopf bis zu den Füßen seine ganze Person bedeckten ...

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