Omi hüpf' mal

Omi hüpf' mal

Legimi

Aber vergessen soll es nicht werden, niemals. Und meine Kindeskinder sollten dies lesen, um zu wissen, was ein Krieg für ein Volk bedeutet. Und wenn sie sich unsere Zeit noch so schlimm vorstellen, die Kraft ihrer Phantasie wird nicht ausreichen, die ganze Wahrheit zu erkennen. So lasst mich euch, ihr lieben Nachkommen, das Leben einer Frau schildern, vom letzten Tage des Krieges in unserer Stadt bis zwei Jahre später. Nur zwei Jahre, doch sie werden genügen, euch klarzumachen, dass, wenn der Krieg zu Ende, der Kampf um das tägliche kleine Leben erst beginnt. Frieda Maria Weber Zu meinem Geburtstag 1996 überraschte mich mein Vater Alfred mit einem dicken Schriftstück. Neugierig öffnete ich das Päckchen und hielt die Abschrift mehrerer Märchen meiner Großmutter, genannt Omi, in der Hand. Mein Vater hatte sich die Mühe gemacht, über 30 Märchen und einige Textfragmente meiner Omi genauestens abzuschreiben und mit einem Kommentar zu versehen. Heute bin ich endlich so weit, diese Texte in diesem Buch zu erfassen und gleichzeitig einige weitere Texte, die mein Vater aus dem Nachlass meiner Großmutter gerettet hatte, unterzubringen. Ich war überrascht, wie viel Realität und echte Lebenssituationen in die Geschichten einflossen. Glücklicherweise kann ich mich noch mit meinem Vater über die Texte austauschen und auch die Hintergründe zu einigen Fotos erfragen. Wer ist dort abgebildet und in welcher Relation stand er zu meiner Großmutter? Zu meiner großen Überraschung fanden sich im Nachlass nicht ausschließlich die Märchen, sondern auch, manchmal mit erschreckendem oder überraschendem Inhalt für mich, Omis tatsächliche Gedanken zur Kriegszeit und die direkten Jahre danach. Davon ausgehend, dass es sich hier überwiegend nicht um Märchen sondern um ihre tatsächlichen Gefühle und Gedanken handelt, gewährten mir diese Aufzeichnungen eine ganz andere Sicht auf meine schon lange verstorbene Omi. Die Geschichten, die mit ‚Rickchen‘, einem Spitznamen, den sich meine Großmutter selbst gab, betitelt sind, zeigen ihre frühesten Lebensjahre als Kleinkind und Kind. Es war schon ein eigenartiges Gefühl für mich, als ich in diesem Zusammenhang von meinem (dort beschriebenen) sehr jungen Urgroßvater las, der damals zum Weltkrieg – zum Ersten Weltkrieg wohl gemerkt – eingezogen wurde. Wer hört schon seinen Urgroßvater als jungen Menschen lebhaft in einer Geschichte sprechen? Tauchen Sie ein in die Vergangenheit!

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