Mordseegeschichten 2

Mordseegeschichten 2

Legimi

Watt, Strand, Dünen – auf den ersten Blick wirkt der kleine Küstenort Dornbeck ruhig, beschaulich – und wenig aufregend. So hatte sich Nelly Peters ihre Karriere als Kommissarin eigentlich nicht vorgestellt. Aber Nelly erkennt rasch: Ganz so langweilig wie es scheint, ist die Polizeiarbeit in Dornbeck nicht. Kaum hat sie ihren Dienst angetreten, muss sie zusammen mit ihrem bärbeißigen Chef Mats und dem jungen Polizisten Jörn den ersten Mord aufklären. Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden. Der schrille Ton des Weckers zerschnitt brutal und schrill die frühmorgendliche Ruhe. Bert Bertram tastete blind und ohne Orientierung nach dem Knopf zum Ausschalten. Fast wäre er versucht gewesen, einfach in seinem warmen und gemütlichen Bett liegen zu bleiben. Aber dann blinzelte er und sah, dass die Sonne an diesem Morgen gerade aufgegangen war und den Himmel in leicht oranges Licht tauchte. Sanfter Nebel lag über dem Meer. Es war ganz eindeutig der ideale Morgen um Vögel im Watt zu beobachten und so schlug der Hobbyvogelkundler seufzend seine Decke zurück und tastete vorsichtig, um nicht den kalten Boden zu berühren mit seinen Füßen nach den Pantoffeln vor seinem Bett in der Pension. Kurze Zeit später saß er bestens ausgerüstet mit einer Thermoskanne Kaffee, seinem Fernglas und einer Kamera mit Teleskop in seinem Wagen und fuhr den Weg durch die Dünen zu seinem Ziel, dem hölzernen Aussichtsturm von Dornbeck. Von dort aus hatte man eine herrliche Übersicht über das Watt und Bert hoffte sehr, am heutigen Morgen so wie an vielen Morgen seiner jährlichen Besuche an der Nordsee ein paar seltene Vögel beobachten und fotografieren zu können. Sein Traum war es immer noch, ein Foto von einem Eisturmvogel zu schießen, aber mit einem Säulenregenpfeifer wäre er auch zufrieden gewesen. Bert war schon fast am Fuße des mächtigen Aussichtsturms angelangt, als er etwas im Strandhafer liegen sah, was wie ein Berg weggeworfene Kleider oder ein altes Zelt aussah. "Dass die Leute einfach ihr Zeug überall rumfliegen lassen", dachte er zunächst ärgerlich, aber dann schnappte er entsetzt nach Luft. Denn da vorne lag kein Müll, sondern ein Mensch am Boden. Und dieser Mensch sah ziemlich tot aus wie er da im Dünensand lag und die Gliedmaßen seltsam verrenkt wirkten. Gott sei Dank lag der Tote auf dem Bauch, sodass Bert sein Gesicht nicht sehen musste. Aber Bert erkannte dennoch, dass es ein noch junger Mann war, der da lag. Der Vogelkundler griff mit zitternden Fingern nach seinem Handy und wählte die Nummer der Polizei. So hatte er sich seine Ferien eindeutig nicht vorgestellt. Nelly Peters war bereits wach, als der Anruf sie erreichte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, vor Dienstbeginn eine Runde zu joggen, weil Rosas und auch Jons gute Küche und die ländliche Ruhe in Dornbeck sich ihrer Meinung nach langsam auf ihren Hüften niederschlugen. "Daraus wird wohl heute nichts," stellte sie fest, als sie die Nummer der Polizeizentrale sah.

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