Fürstenkrone Classic 81 – Adelsroman
Legimi
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Die Strahlen der Frühlingssonne fielen durch hohe Fensterbögen, verfingen sich in zartem durchsichtigem Tüll hinter blitzenden Scheiben und malten zitternde Kringel auf die leuchtenden Farben des heiter gemusterten Teppichs, der den Boden des eleganten Damensalons im Palais von Roussillon bedeckte. Feine alte Möbel aus Rosenholz im Stil des Rokoko standen an Wänden, an denen Bilder scharfgeschnittener, edler Männergesichter und sanfter, schöner Frauenantlitze in kostbaren Rahmen hingen. Mitten im Raum, auf einem mit heller Seide bezogenen Rokokosofa saß eine schlanke Frauengestalt unbestimmbaren Alters. Ihre Figur glich in ihrer Zierlichkeit und Anmut der eines jungen Mädchens. Die Züge des zarten Antlitzes waren ebenmäßig und edel, und reiches Blondhaar mit dem Schimmer goldenen Blütenhonigs war auf dem Kopf einer Krone gleich aufgesteckt. Über großen Augen von sonderbar intensivem Blau spannten sich hohe Brauenbögen. Unzweifelhaft war die Marquise Christina de Roussillon eine der schönsten Frauen, die von den Strahlen der Sonne zärtlich geküßt wurden, und man hätte sie in der Tat noch für sehr jung halten können, wäre der Ausdruck warmer Güte nicht gewesen und hätte die tiefe Menschlichkeit in ihren Augen ihrem Antlitz nicht einen Hauch von Reife gegeben, die einem sehr jungen Menschenkind noch nicht zu eigen sein konnte, ohne daß dies Christina de Roussillon etwas von ihrer bezaubernden Schönheit zu nehmen vermocht hätte. Eine starke Anziehungskraft ging von der reizenden Erscheinung aus, und wer einmal in diese tiefblauen Augen gesehen hatte, der konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden und mußte sie einfach gern haben. Christina de Roussillon trug an diesem frühen Vormittag ein schlichtes Hemdblusenkleid aus haselnußfarbener Wildseide. Den einzigen Schmuck bildete eine kostbare Brillantbrosche am Aufschlag. Dennoch wirkte sie unerhört elegant und vornehm. Sie hielt sinnend einen Brief in ihren schmalen Händen, und ihr zartes Antlitz trug jetzt einen Zug von tiefer Besorgnis zur Schau. Da war nun also eingetreten, was sie so viele Jahre gefürchtet hatte. Einen Augenblick lang erwog Christina, den verhängnisvollen Brief einfach zu vernichten und alles so zu belassen, wie es nun einmal jetzt war, aber sogleich wies sie diesen Gedanken wieder weit von sich. Sie hatte einmal ein Versprechen gegeben, und sie mußte es halten, so schwer es ihr auch fallen mochte. Zögernd streckte die Marquise die Hand aus und ergriff ein Glöckchen aus Silber mit kunstvoller Ziselierung. Gleich darauf erscholl ein heller Silberklang. Geräuschlos öffnete sich daraufhin im Hintergrund eine Tür. Eine ältere Dame, in starre dunkelblaue Seide gekleidet, trat ein und näherte sich langsam der Marquise. "Du, Helene?"
14.99 PLN