Fürstenkrone 202 – Adelsroman

Fürstenkrone 202 – Adelsroman

Legimi

Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Eilig trippelte Alwine die von wuchtigen Ahornbäumen gesäumte Schlossstraße entlang. Das noch kahle Astwerk der stattlichen Riesen schaukelte im aufkommenden Wind immer heftiger, und die dünnen Zweige streckten sich im Dunkel der anbrechenden Nacht geisterhaft über ihr aus. Das allerdings berührte die alte Alwine kaum. Vielmehr schaute sie ängstlich zum Himmel hinauf, wo sich ein Unwetter zusammenbraute. Hoffentlich komme ich noch im Trocknen nach Hause, bangte sie, und ihre Schritte wurden schneller. Doch die ersten Regentropfen klatschten bereits auf sie hernieder, noch ehe sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte. Bloß gut, dass ich mein Regen­cape mitgenommen habe, dachte sie erleichtert, zog es aus ihrer Handtasche und streifte es, so gut es ihr im Gehen und bei dem fauchenden Wind möglich war, über. Gleich darauf brach ein Unwetter über sie herein, wie man lange keines erlebt hatte: Sturm fegte übers Land, und Regen peitschte hernieder. Dazu flammten grelle Blitze aus allen Richtungen am nachtdunklen Himmel entlang. Sekunden darauf krachte und donnerte es ohren­betäubend laut, woraufhin das alte Weiblein erschrocken aufschrie: "Du lieber Himmel, das ist der Weltuntergang!" Dennoch kämpfte sie sich verbissen vorwärts und versuchte mit zäher Kraft, den unbarmherzigen Naturgewalten zu trotzen. Doch bei jedem Donnerschlag erschrak Alwine, das ehemalige Hausmädchen des Fürstenpaares Hohenstein, aufs Neue. So schnell sie ihre alten Füße trugen, hastete sie über die bereits regenüberspülten Straßen ihrem Heim entgegen. Sie war heilfroh, dass es nur noch wenige Schritte bis zum Schloss waren, wo sie in einem der Nebengebäude drei schöne Zimmer ihr Eigen nannte. Die hatte ihr das Fürstenpaar nach vierzig treuen Dienstjahren zugestanden. Doch da sie sich fürs Nichtstun nicht eignete, half sie weiterhin im Schloss mit, und einige der Arbeiten des Personals geschahen immer noch unter ihrer Aufsicht. Der orkanartige Sturm und der klatschende Regen ließen Alwine nur mühsam vorankommen. Als sie endlich nach Atem ringend und tropfnass das überdachte Nebentor des Schlosses erreicht hatte, musste sie erst einmal verschnaufen. Sie schüttelte die Nässe von ihrem Cape und jammerte: "So ein Unwetter, nein, nein, so arg war's lange nicht." "Huch!"

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