Flammen über Luzón
Legimi
Noch bis heute hat sich im Namen dieses asiatischen Landes, das zu wenigen katholischen Regionen dieses Kontinents gehört, die einstige koloniale Abhängigkeit erhalten, die 1565 – also großzügig betrachtet vor rund 500 Jahren begann. Gemeint ist der koloniale Besitzanspruch Spaniens. Denn ihren Namen verdanken die Philippinen ihrem (europäischen) Entdecker Ruy López de Villalobos (1500 bis 1546), der nach den Gewürzinseln suchte und die 1543 erreichten Inseln zu Ehren des damaligen spanischen Königs Philipp II. „Las Islas Filipinas“ nannte. Allerdings gab es bereits von Anfang an Feinseligkeiten zwischen den Einheimischen und ihren spanischen Entdeckern, die sowohl deswegen als auch wegen Hungers und des Verlustes eines Schiffs eine eben erst dort aufgebaute Siedlung aufgeben und ihre Expeditionsreise beenden mussten. Nebenbei bemerkt suchten die Spanier auf den Molukken Schutz, die damals von den Portugiesen beherrscht wurden, was einen weiteren Kampf verursachte, in dem López de Villalobos starb. Der Rest der Besatzung konnte allerdings entkommen und nach Neuspanien zurückkehren. Das Vizekönigreich Neuspanien „Virreinato de Nueva España“ bestand von 1535 bis 1822, war das erste der vier administrativen Verwaltungsgebiete in Lateinamerika, dem jeweils ein Vizekönig vorstand und umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung die heutigen Staaten Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Venezuela sowie die Karibischen Inseln, in Asien die Philippinen, die Marianen, die Karolinen, Palau, Guam und Nordborneo. Und damit zurück nach Luzon. Thema des spannenden Buches von Sigrid Grabner ist der Befreiungskampf des philippinischen Volkes – zunächst gegen die Spanier, die dort wie auch in Lateinamerika (wie von zu Hause gewöhnt) mit dem Schwert in der einen Hand und mit der Bibel in der anderen Hand sich nahmen, was sie sich nehmen zu dürften glaubten, und die Filipinos höchst brutal unterdrückten, und dann gegen die Nordamerikaner, die 1898 das koloniale Erbe der Spanier antraten. Für die meisten Einheimischen änderte sich nichts, es wurde eher noch schlimmer. Diese Unterdrückung erzeugte jedoch Gegendruck und den starken Wunsch der Befreiung von den Unterdrückern, der in der philippinischen Revolution von 1896 gipfelte. In ihrem Buch erzählt Sigrid Grabner von Heldenmut und Vaterlandsliebe, aber auch von Verrat und menschlicher Schwäche, von Verzweiflung und großer Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit.
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