Die ungewöhnlichen Briefe von Fritz
Legimi
...Schon als Kind erlebte ich den Tod in der Familie, das Sterben meines geliebten 6-jährigen Bruders. Ich wollte damals unbedingt wissen: Wo ist Hansi jetzt? Meine Mutter konnte jedoch nicht darüber reden. Die Antwort, die sie mir gab, war: "Er ist jetzt ein Engel". Ich wollte aber weiterhin mit meinem Bruder sprechen und machte das auch - ganz heimlich. Noch lieber wollte ich mit ihm fliegen, das geschah oft im Traum. Oder war es träumen bei Tag? Ob das jetzt mit Fritz auch möglich werden kann? Ein halbes Jahr nach dem Tod von Fritz begegnete ich einer Bekannten in der Straßenbahn. Vor vielen Jahren hatte sie ihr einziges Kind kurz nach dessen Promotion verloren. Sie kam auf mich zu und sagte ganz direkt: "Seit ich mit meinem Sohn in engem Kontakt bin, geht es mir gut. Ich habe über ein Schreibmedium so vieles von ihm erfahren und bin durch diesen intensiven Kontakt wieder glücklich geworden." Das konnte ich jedoch nicht glauben - ja, es war mir auch peinlich, dies in der Straßenbahn, neben fremden Menschen hören zu müssen und wollte deshalb aussteigen. Die Bekannte jedoch wollte mich davon überzeugen, diesen Kontakt auch aufzunehmen. Es kam mir vor, als wollte sie mir den Kontakt mit der Frau mit den außergewöhnlichen Begabungen direkt aufdrängen. Sie gab mir einen Zettel mit Namen und Telefonnummer. "Nein - nein, sicher nicht - das kann nicht mein Weg sein", dachte ich. Nach einigen Wochen, als ich wieder einmal sehr traurig meinen Tagesablauf vorbereitete, fiel genau dieser Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer aus meiner Brieftasche auf den Tisch. Es ist mir bis heute unverständlich und geheimnisvoll, was da geschehen war. Plötzlich war ich interessiert und wollte die Stimme dieser außergewöhnlichen Frau hören. So griff ich zum Telefon - die Stimme klang sympathisch und freundlich, als sie sagte: "Ja, ich weiß, dass Sie kommen werden, machen wir einen Termin." Ich wollte zwar nur die Stimme hören, doch zum Termin nein sagen, das konnte ich auch nicht. So kam es zur ersten Begegnung und auch schon zum ersten Brief - dem folgte der zweite, der dritte, der hundertste. Lange Zeit meldeten sich immer wieder Zweifel, wie denn diese Kommunikation zustande kommen kann, wie dies zwischen Fritz und mir funktioniert. "Sind dies nur meine eigenen Gedanken?" "Ist das gut für Fritz oder halte ich ihn damit in seiner Weiterentwickelung auf?" Es heißt doch immer, man solle die Toten ruhen lassen! ...
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