Der neue Sonnenwinkel 93 – Familienroman

Der neue Sonnenwinkel 93 – Familienroman

Legimi

Roberta ist enttäuscht. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass Florian die Stelle bei ihr nicht antreten würde. Nun ist er also für die Organisation ›Ärzte ohne Grenzen‹ in Kambodscha. Wie lange wird er dort bleiben? Roberta ist am Boden zerstört. Simone hat bei Daniels Eltern ihren Antrittsbesuch gemacht und wird ebenfalls schwer enttäuscht. Daniels Eltern lehnen sie ab und präsentieren stattdessen eine andere Frau, die eher ihren Vorstellungen für ihren Sohn entspricht als Simone. Auch Daniel verhält sich anders als sonst. Simone hält es nicht länger dort aus und reist heimlich ab. Das war es dann wohl! Auch für sie bricht jetzt eine Welt zusammen. Immerhin ist sie froh, wieder ins Büro gehen zu können. Und irgendwo ist da noch ein kleiner Hoffnungsschimmer, Daniel könne in der Mittagspause auftauchen. Sie wird enttäuscht, er kommt nicht. Simone ist unglücklich, fährt am späten Nachmittag traurig nach Hause. Dort erlebt sie eine Überraschung. Vor ihrer Haustür sitzt Daniel, bewaffnet mit einem riesigen Strauß roter Rosen. Sie sprechen sich aus, und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Daniel denkt ernsthaft darüber nach, sein väterliches Erbe nicht anzutreten. Simone rät ihm, sich das genau zu überlegen. "Hallo, wer immer da auch anruft. Ich bin erst einmal weg und arbeite für Ärzte ohne Grenzen in Kambodscha …" Roberta hatte diesen Satz, ausgesprochen von einer äußerst sympathisch klingenden Männerstimme, nur ein einziges Mal gehört. Doch dieser Satz hatte sich tief in ihr eingebrannt, so tief, dass ihr zunächst einmal überhaupt nicht bewusst wurde, dass sie den Telefonhörer noch immer in ihrer Hand hielt und dass sie wie erstarrt war. Ehrlich gesagt, hatte Roberta mit allem gerechnet, damit allerdings ganz gewiss nicht. Vor allem hatte sie eine ganz andere Erwartungshaltung gehabt, war davon ausgegangen, dass der Mann, den sie da gerade angerufen hatte, vor lauter Begeisterung jubeln würde, wenn er erfuhr, dass sie ihn als Kollegen für ihre Praxis einstellen wollte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ihr das richtig bewusst wurde. Roberta legte den Telefonhörer auf die Station zurück, danach lehnte sie sich ächzend zurück. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und auch jetzt dauerte es ziemlich lange, bis sie diese wenigstens ein bisschen ordnen konnte. Roberta war bekannt, dass Dr. Florian Andresen immer wieder als Arzt für Ärzte ohne Grenzen freiwillig und unentgeltlich arbeitete. Das war mehr als nur löblich, das war recht anerkennenswert. Und das war auch etwas, was er sich bei einer künftigen Zusammenarbeit unter anderem ausbedungen hatte. Das war für Roberta überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Sie begrüßte so etwas, denn auch sie hatte als junge Ärztin immer wieder an den verschiedensten Einsatzorten für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet, und sie hatte es später immer wieder sehr bedauert, dass sie in ihrem Beruf so eingespannt war, dass es nichts mehr gab, war ihr wenigstens kleine Freiräume ließ. Mit Florian Andresen an ihrer Seite hatte sich so manches ändern sollen. Für die Organisation hätte sie erst einmal nicht gearbeitet, denn Roberta hatte in so vielem einen ganz großen Nachholbedarf. Vor allem hatte sie sich darauf gefreut, mehr Zeit für Nicki, vor allem für die kleine Olivia, zu haben. Und sie hatte es sich bereits in den allerschönsten Farben ausgemalt, wie es sein würde, wenn ihre allerbeste Freundin mit dem kleinen Mädchen erst einmal im Sonnenwinkel leben würde. Aus der Traum.

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