Der neue Sonnenwinkel 100 – Familienroman
Legimi
Entscheidungen fürs Leben sollen gefällt werden. Was lange vorbereitet wurde, muss nun vollzogen werden. Aber wie sorgfältig auch alles geknüpft wurde – am Ende sind es die Überraschungen, die Verwicklungen, mit denen keiner rechnete, einschneidende Veränderungen, die den neuen Sonnenwinkel vollenden. Mancher wird bleiben und diesen schönen Flecken Erde genießen, manch anderer wird den Weg suchen in die große weite Welt. Nicht alle Erwartungen werden sich erfüllen. Aber die Liebe wird bleiben im Sonnenwinkel, und wer hier ausgeharrt hat, wird am Ende nicht enttäuscht sein. Das konnte jetzt wirklich nicht wahr sein. Nicki hatte seit gefühlten Ewigkeiten nichts mehr von Franziska Belani gehört, sie nicht gesehen. Und ausgerechnet jetzt rief sie an, unpassender konnte es überhaupt nicht sein. Sie mochte Franziska sehr gern, doch diesen Anruf jetzt konnte Nicki überhaupt nicht gebrauchen. Davon allerdings ahnte Franziska nichts, die sofort munter zu plaudern begann: »Nicki, wie du gewiss von deiner Freundin, der Frau Doktor, bereits weißt, sind meine Tage im Sonnenwinkel gezählt, sitze ich praktisch bereits auf gepackten Koffern. Und da dachte ich, dass wir unbedingt noch etwas Zeit miteinander verbringen sollten. Wenn du magst, dann können wir jetzt ein wenig plaudern, und dabei können wir uns direkt auch verabreden. Ich richte mich da vollkommen nach dir, denn schließlich hast du ja diese entzückende kleine Tochter, die natürlich immer Priorität haben muss.« Franziska wollte weiterreden, doch Nick unterbrach sie sofort. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie gern mit diesem Opernstar geplaudert, jetzt ging es wirklich nicht. »Franziska, ich habe gerade Besuch, deswegen passt es jetzt nicht, aber natürlich möchte ich mich gern mit dir treffen. Ich rufe dich an, ja? Dann können wir uns verabreden.« Franziska war enttäuscht, sie hatte sich auf ein Telefonat mit Nicki gefreut, einmal, weil sie Nicki wirklich sehr gern mochte, andererseits allerdings, weil sie ziemliche Langeweile hatte. Der Sonnenwinkel war niemals ein Sehnsuchtsort von ihr gewesen, und jetzt, da feststand, dass sie ihn bald verlassen würde, hatte sie auch überhaupt keine Lust mehr, sich umzusehen, Leute kennenzulernen. »Schade, Nicki«, erwiderte sie, »ruf mich an, sobald du Zeit und Lust hast.« »Ja, werde ich tun, ich freue mich darauf, dich endlich wieder mal zu treffen, Franziska.« Sie verabschiedeten sich voneinander, Nicki legte das Telefon weg, am liebsten hätte sie es ganz ausgestellt, um nicht noch einmal gestört zu werden. Aber das war doch wieder einmal so typisch, so etwas geschah, wenn man nicht damit rechnete und wenn man es nicht brauchte.
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