Der neue Dr. Laurin 60 – Arztroman
Legimi
Der sechzigjährige Reinhard Färber lernt beim Joggen den viel jüngeren Louis Orthofer kennen und schätzen. Reinhard redet gern über seinen Beruf, aber über sein Privatleben schweigt er sich aus. Als er eines Tages zusammenbricht und in der Kayser-Klinik ein Herzinfarkt diagnostiziert wird, erfährt Louis, dass Reinhard eine Tochter hat. Doch der Kontakt zu Sandra war schon vor vielen Jahren abgebrochen. Wie es dazu kommen konnte, erschüttert nicht nur Louis, sondern auch Sandra, als sie es endlich erfährt. »Lassen Sie es etwas langsamer angehen, Herr Färber«, sagte Hanja Schüle zu ihrem Patienten. »Sie sind sechzig Jahre alt, Sie müssen keine Bäume mehr ausreißen. Dass Sie regelmäßig Sport treiben, ist sehr gut, aber Sie wissen, dass Sie auf Ihr Herz aufpassen müssen. Walken wäre besser für Sie als joggen – für Ihr Herz, aber auch für Ihre Gelenke. Belastung ist gut, Überlastung ist schlecht.« Sie sagte ihm das nicht zum ersten Mal, aber es konnte nicht schaden, es bei jedem seiner Besuche zu wiederholen. Er war ein hartnäckiger Fall, seine nächsten Worte bewiesen es einmal mehr. »Walken macht mir aber keinen Spaß«, murrte Reinhard Färber. »Und ich merke mein Herz überhaupt nicht, wenn ich jogge, ehrlich nicht. Ich fühle mich super, sonst würde ich es doch gar nicht machen, Frau Doktor!« Hanja Schüle war fast zwanzig Jahre jünger als ihr Patient, aber sie hatte, seit sie an der Kayser-Klinik im Münchner Südwesten arbeitete, schon sehr viel gelernt, und so wusste sie, dass Reinhard Färber keine Ausnahme darstellte: Viele Männer in seinem Alter wollten 'es noch einmal wissen', sich beweisen, dass sie noch leistungsfähig waren und mit Jüngeren durchaus mithalten konnten. Ja, Reinhard Färber war gut in Form insgesamt, aber sein Herz hielt mit dem Rest nicht ganz so gut mit. Er wusste das, und sie, die schon länger seine Kardiologin war, wusste es erst recht. Er sollte Sport treiben, ja, aber er sollte sich dabei nicht überanstrengen. Er behauptete zwar, das täte er auch nicht, aber sie kannte ihn gut genug, um seinen Angaben zu misstrauen. Außerdem war er noch schlanker und sehniger geworden seit seinem letzten Besuch, auch das war ihr nicht entgangen. »Ich würde gern noch ein EKG machen«, sagte sie.
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