Der neue Dr. Laurin 16 – Arztroman
Legimi
Die sensible Nina Erichsen war erst vierzehn, als sie ihre noch sehr junge Mutter Valerie durch Krebs verloren hat. Seitdem ist sie mit ihrem Stiefvater Per, den ihre Mutter erst drei Jahre vor ihrem Tod geheiratet hatte, allein. Sie haben sich immer gut verstanden, aber jetzt, sechs Jahre später, verändert sich ihre Beziehung. Eines Tages begreift Per, dass seine Gefühle für Nina nicht länger väterlicher Natur sind. Sie ist ernster als andere ihres Alters; wenn er mit ihr zusammen ist, vergisst er regelmäßig, dass sie so viel jünger ist als er. Seine Erkenntnis macht ihn unglücklich. Was soll aus dieser Liebe werden? Nina sieht den Vater in ihm, was auch sonst? Er bittet sie, sich eine eigene Wohnung zu suchen – eine Bitte, die sie zutiefst verletzt. Sie fühlt sich weggestoßen und im Stich gelassen. Er ahnt nicht, dass Nina sich mit ähnlichen Gedanken plagt wie er. Bei einem Besuch in Leon Laurins gynäkologischer Sprechstunde bricht die Wahrheit aus ihr heraus. Leon bleibt ruhig und fragt sie, was an dieser Liebe so schlimm wäre. Doch ausgerechnet jetzt tritt eine frühere Freundin wieder in Pers Leben. "Sara, was für ein Glück, dass ich dich gleich erwische!" Konrad Benedikts Stimme klang gehetzt. "Du arbeitest doch noch nicht, oder?" Im Hintergrund war lautes Weinen zu hören. "Still, Lili, Mäuschen, ich telefoniere doch gerade mit Tante Sara … jetzt wein doch nicht so …" "Was ist denn passiert?", fragte Sara. "Das Meerschweinchen ist gestorben. Ich arbeite heute von zuhause aus, aber wir haben gleich eine wichtige Videokonferenz, und Maike ist auf Dienstreise, ich habe jetzt einfach keine Zeit, ein Meerschweinchen zu beerdigen, also wollte ich dich fragen …" "Bin gleich da", sagte Sara und legte auf. Sie warf sich eine warme Jacke über und raste aus der Wohnung. Lili, Maikes und Konrads Tochter, ging in die dritte Klasse und war ihr Patenkind. Der Tod eines Meerschweinchens war im Leben einer Achtjährigen eine Tragödie, wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Sie schwang sich auf ihr Fahrrad. Zum Glück war es nicht weit von ihrer Wohnung im Münchener Südwesten bis zu dem schönen Haus, in dem ihr Bruder mit seiner Familie wohnte. In fünf Minuten würde sie dort sein. Es gab bei Maike und Konrad recht oft kleinere und größere Katastrophen, bei denen Saras Hilfe gefordert war. Sie sprang gern ein. Verglichen mit dem stressigen Leben ihres Bruders und ihrer Schwägerin ging es bei ihr ruhig und beschaulich zu.
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