Der neue Dr. Laurin 10 – Arztroman
Legimi
Die sensible Nina Erichsen war erst vierzehn, als sie ihre noch sehr junge Mutter Valerie durch Krebs verloren hat. Seitdem ist sie mit ihrem Stiefvater Per, den ihre Mutter erst drei Jahre vor ihrem Tod geheiratet hatte, allein. Sie haben sich immer gut verstanden, aber jetzt, sechs Jahre später, verändert sich ihre Beziehung. Eines Tages begreift Per, dass seine Gefühle für Nina nicht länger väterlicher Natur sind. Sie ist ernster als andere ihres Alters; wenn er mit ihr zusammen ist, vergisst er regelmäßig, dass sie so viel jünger ist als er. Seine Erkenntnis macht ihn unglücklich. Was soll aus dieser Liebe werden? Nina sieht den Vater in ihm, was auch sonst? Er bittet sie, sich eine eigene Wohnung zu suchen – eine Bitte, die sie zutiefst verletzt. Sie fühlt sich weggestoßen und im Stich gelassen. Er ahnt nicht, dass Nina sich mit ähnlichen Gedanken plagt wie er. Bei einem Besuch in Leon Laurins gynäkologischer Sprechstunde bricht die Wahrheit aus ihr heraus. Leon bleibt ruhig und fragt sie, was an dieser Liebe so schlimm wäre. Doch ausgerechnet jetzt tritt eine frühere Freundin wieder in Pers Leben. Tom schlug die Augen auf, als etwas in seiner Nähe raschelte. Er lag ganz still. Es raschelte wieder. Als er sich aufrichtete, machte das Eichhörnchen einen erschrockenen Satz, blieb dann aber sitzen und sah ihn, so kam es ihm zumindest vor, erwartungsvoll an. "Ich tu dir nichts", sagte er, "aber zu essen habe ich auch nichts für dich, also sieh zu, dass du weiterziehst." Er ließ sich wieder auf sein Lager sinken. Er konnte froh sein, diesen Ort gefunden zu haben, hier hatte er seine Ruhe und musste nicht befürchten, überfallen zu werden. Aber lange würde er nicht mehr bleiben können, dann musste er sich etwas suchen, wo es nachts wärmer war. Die Nächte wurden allmählich empfindlich kalt. Sein Magen knurrte, er hatte am vergangenen Tag Pech gehabt. Beim Bäcker hatte er ein Brötchen klauen können, und später auf einem Markt noch zwei Bananen, aber das war es dann gewesen. Er hatte Wasser aus einem öffentlichen Wasserspender getrunken und sich an der Isar gewaschen, so gut es ging. Dennoch fühlte er sich schmutzig. Er hatte noch zwanzig Euro, seine letzte eiserne Reserve, die er nur im äußersten Notfall anrühren würde. Er hatte Hunger, aber als äußersten Notfall sah er seine Situation noch nicht an. Da musste es schon schlimmer kommen. Er war sicher, dass die Polizei ihn suchte, aber er hatte nicht die Absicht, sich finden zu lassen. Seine Eltern stritten nur noch, und der Grund dafür war er. Da war es schon besser, für sie und für ihn, dass er weggelaufen war.
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