Aus Höhen und Tiefen

Aus Höhen und Tiefen

Legimi

Der Herbst blutet sich hinweg im Laub. Leg sie zusammen die Briefe und Bücher, die gemalten und ungemalten Bilder, die letzte Blume und das Laub des Herbstes, leg sie zusammen, die Zeit drängt für die letzte Reise. Wenn dir die Träne vor dem Auge steht, verlier sie nicht, gib sie der letzten Blume. Im Wellengang des Fließens nimmt das Leben das Wort mit auf die Reise. Dem Flusslauf folgen die Reflexionen, doch die Gedichte eilen ihm voraus, wenn es um die Sehnsucht und die Träume der Liebe geht. Es ist der Atem es Bewusstseins, der dahinflieht, um die Erfüllung einzufangen. Die Finsternis begingen wir festlich, wir standen am Wasser und sahen ihm nach. Lächelnd fuhr der Mond über dein Gesicht und nahm dir die Tränen von den Augen. Das Verlangen ist, die Zweiheit zu überwinden und die Einheit zu formen. So werde ich In dir die Welt durchwandern, auch dann, wenn es felsig wird und sich die Füße an den Klippen stoßen. Denn ohne Wunden geht es nicht, dich von innen zu erkunden. Noch ist der Streifen dünn, der den Horizont streckt. Du kehrtest mit dem Traum zurück, denn beim Auftauchen hast du gelacht. Dann fragtest du, wie es weitergehen wird, wenn der Streifen kein Streifen mehr ist und der Feuerball hoch kommt und den letzten Zweifel wegbrennt. Der Morgen wird nichts Neues bringen außer dem Licht, das die Nacht nicht hält, die wegsinkt zur anderen Seite und dort eindunkelt bis in den Schlaf, was der Tag nicht brachte, nämlich den Frieden, die Mahlzeit, das sichere Haus. Was du gestern noch sahst, ist weg, die Säcke voll Mais und Reis. Selbst die Mehlspur auf dem Boden hat sich verlaufen, ist verweht. Im Gefäß stecken keine Blumen für den Himmel, sondern Menschen, wie du und ich, die sich in endlosen Lagen bis in den Himmel hoch türmen, nachdem sie das Schreituch über den Hügeln erstickte. Oben helfen sie sich gegenseitig auf. Von denen, die sie unters Schreituch brachten, erwarten sie keine Hilfe, weil die sich an der Not und dem Menschen vergreifen und sich ihrer Stärke an Wehrlosen noch rühmen. Auf allen Kontinenten gibt es diese Hügel mit dem Schreituch und den Spuren im Rostbraun des toskanischen Tons, den erdigen Rückständen eines verklungenen Requiems von unübersehbaren Untergangschören gesungen. Es war nach einem Räumungsbefehl: Menschen standen vor Särgen und Unbesargten, erschüttert standen sie da. Wenn es nach der Liebe ging, sie hätte die Sargdeckel aufgestoßen, damit die Ein- und Ungesargten aufstünden. Die wunderten sich über die Macht der Liebe und riefen: Da sind wir, wir sind wieder da und kehrten in die Häuser und Hütten zurück. Sie alle wären zu neuem Leben erwacht, die Auferstandenen und die Sprachlosen, denen der Glaube an die Auferstehung fehlte. Sie alle hätten sich zusammengesetzt, hätten gemeinsam gegessen, vom Wasser getrunken und einander zugehört, wenn sie ihre Erfahrungen austauschten, wie es war, als man sie eingesargt hatte oder unbedeckt liegen ließ, um ins Grab zu fallen oder dort hinein gestoßen zu werden. Wenn dann alles anders kam, dann war es die Liebe, die dazwischenfuhr und den Tod zurückwarf.

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