Schlappohr, ein irrer Vogel und andere Tiergeschichten

Schlappohr, ein irrer Vogel und andere Tiergeschichten

Legimi

Wie ergeht es einem Jungen, der feststellen muss, dass er auf einmal eine Krähe geworden ist. Und wie lebt es sich, so als Krähe, die eigentlich ein Junge ist? Gibt es doch noch eine Möglichkeit, diese Verwandlung wieder rückgängig zu machen? Es ist eine irre Geschichte, die Barbara Kühl in „Ein irrer Vogel“ erzählt. Und eine zum Nachdenken über Menschen und Tiere. Aber auch die Geschichten „Flummi“ und von „Schlappohr“, dem geschenkten Schäferhund, über Glücksvögel im Pech, über dreizehn gerettete Krebse und Kunstreiten auf dem LPG-Schafbock sowie über eine schwarze Spinne sind lesens- und vorlesenswert. LESEPROBE: »Ach, was! Lebende Krähen liegen nicht im Bahnhof rum. Siehst du, sie ist mausetot.« Wieder schubst mich ein Schuh. »Vorsicht, das ist mein Sohn!«, zetert da mein Vater los, bückt sich, rafft mich empor, drückt mich an seinen Kittel. Gibt das ein Gelächter! »Der Krähenkadaver da — det soll Ihr Sohn sein?« Als sich mein Vater schweigend umdreht, murmelt irgendwer: »So ein Bekloppter! Der hat doch mehr als einen Vogel.« Die Fahrt zum Institut dauert kaum fünf Minuten. Der Pförtner grüßt, und schon geht’s ab in die geheiligten Räume. Dabei redet mein Vater ununterbrochen — von seinem Flug-Gen-Projekt natürlich und davon, dass heute ein besonderer Abschnitt seiner Forschungen begänne. »Deine Krähenwerdung, Robert — was für ein Glücksumstand! Ich bin sicher, durch diesen Zufall das Geheimnis um die Flugfähigkeit des Menschen enträtseln zu können. Sag nichts, Robert! Kein Wort über den Verwandlungshergang, damit ich keine falschen Schlüsse ziehe. Erst nach den Untersuchungen werde ich deine Aussagen protokollieren. Und nicht die kleinste Bemerkung zu meinem Assistenten, Robert!« »Okay, Papa!«, will ich sagen, aber es wird nur ein lang gezogenes Kra-ah. Da stutzt mein Vater. »Donnerwetter, Robert, dein Gekrächze klingt verblüffend echt. Die Sprache der Krähen entschlüsseln! Möglicherweise gelingt mir auch das.« Richtig glücklich ist mein Vater. Und plötzlich küsst er mich auf den Schnabel. »Ja, es sind deine Augen, mein Junge. Unverkennbar. Und ich ahne, dass ich kurz vor einer sensationellen Entdeckung stehe.« Eine Tür klappt. Schritte. »Oh, Herr Professor!

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