Mordseegeschichten 6
Legimi
Watt, Strand, Dünen – auf den ersten Blick wirkt der kleine Küstenort Dornbeck ruhig, beschaulich – und wenig aufregend. So hatte sich Nelly Peters ihre Karriere als Kommissarin eigentlich nicht vorgestellt. Aber Nelly erkennt rasch: Ganz so langweilig wie es scheint, ist die Polizeiarbeit in Dornbeck nicht. Kaum hat sie ihren Dienst angetreten, muss sie zusammen mit ihrem bärbeißigen Chef Mats und dem jungen Polizisten Jörn den ersten Mord aufklären. Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden. Professor Gerhard Rolshofen hatte seit einiger Zeit Einschlafschwierigkeiten. Er schob dieses leidige Problem auf sein etwas fortgeschrittenes Alter. Deshalb hatte er es sich angewöhnt, am Abend ein Glas Rotwein zu trinken. Diese Therapie hatte meist den gewünschten Erfolg. Und so schlief er auch in dieser Nacht bereits tief und fest, als ihn ein Geräusch plötzlich aus seinem Traum herausriss. Es hatte geklungen als würde Glas oder Porzellan auf die Steinfliesen im Erdgeschoss aufprallen und zerspringen. Hellwach lag der Professor nun in der Dunkelheit und horchte angestrengt. Aber alles blieb still. So sank der Professor schließlich wieder in sein Kissen zurück und bemühte sich, in eine entspannte Einschlaflage zu kommen, als er plötzlich wieder ein Geräusch hörte. Dieses Mal klang es, als würde jemand gegen ein Möbelstück stoßen und dann einen leisen Fluch ausstoßen. Gerhard Rolshofen spürte, wie sein Herz raste und wie sein Puls in eine beängstigende Höhe schnellte. "Einbrecher," dachte er und trotz seiner großen Angst war er entschlossen, den Dieben entgegen zu treten. Vorsichtig stieg er aus dem Bett und ohne Licht zu machen, tastete er sich zu seinem Schreibtisch vor. Langsam um ja keinen verräterischen Lärm zu machen, zog er die oberste Schublade auf. Vollkommen vorschriftswidrig, aber in diesem Fall praktisch lag dort seine Pistole. Die Patronen lagen eine Schublade tiefer und so gelang es ihm, seine Waffe schnell und vor allem leise zu laden. Mit gezückter Waffe öffnete er vorsichtig seine Schlafzimmertür und spähte die Galerie hinunter in den unteren Bereich seiner Penthaus-Wohnung. Voller Entsetzen sah er zwei Gestalten, die zwar schwarze Sturmhauben trugen, ihm aber irgendwie bekannt vorkamen. Die beiden Eindringlinge beugten sich über seinen Schreibtisch und waren offensichtlich damit beschäftigt, seinen Laptop zu stehlen. Die zerbrochene kostbare Muranoglas-Vase, die in tausend Scherben lag, war ihm in diesem Moment fast egal.
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