Mordseegeschichten 3
Legimi
Watt, Strand, Dünen – auf den ersten Blick wirkt der kleine Küstenort Dornbeck ruhig, beschaulich – und wenig aufregend. So hatte sich Nelly Peters ihre Karriere als Kommissarin eigentlich nicht vorgestellt. Aber Nelly erkennt rasch: Ganz so langweilig wie es scheint, ist die Polizeiarbeit in Dornbeck nicht. Kaum hat sie ihren Dienst angetreten, muss sie zusammen mit ihrem bärbeißigen Chef Mats und dem jungen Polizisten Jörn den ersten Mord aufklären. Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden. "Amy, hierher! " rief Hanno Schmitt, aber Amy machte überhaupt keine Anstalten, auf ihr Herrchen zu hören. "Verdammter Köter," fluchte Herr Schmidt und stapfte durch das nasse Gras, um den Hund einzufangen. "Gleich morgen rufe ich den Hundetrainer wieder an," nahm er sich entnervt vor. Im Dickicht unter den Bäumen sah er schließlich das braune Fell seiner Hündin, zückte die Leine und machte sich auf, den Hund einzufangen. Als er schließlich bei dem Labrador angekommen war, verstand er plötzlich, warum Amy nicht gehört hatte. Denn vor ihm im dichten Gras und über und über mit Laub und Erdklumpen bedeckt, lag ein Mann mit südländischen Zügen. Dieser Mann hatte ein klaffendes Loch in der Brust und war mausetot. Seine Augen starrten blind in den Himmel. Anscheinend hatte jemand ihn notdürftig verscharrt und dann liegen gelassen. Amy sah ihr Herrchen stolz an, wedelte mit dem Schwanz und wartete eindeutig auf ein Lob. Schließlich hatte sie den Toten ganz alleine entdeckt. Hanno Schmitt tätschelte mechanisch den großen Kopf des Hundes und griff ebenso mechanisch zu seinem Handy, um die Hamburger Polizei zu rufen. Nelly hörte das inzwischen schon vertraute Geschrei der Lachmöwen, die über dem Dach ihres kleinen Häuschens kreisten und die morgendliche Rückkehr der Fischer ankündigten. Normalerweise hatte Nelly nichts gegen den Krach, den die Möwen veranstalteten. Ganz im Gegenteil. Es klang so viel schöner als der Straßenlärm der Großstadt, der sie früher geweckt hatte, als sie noch in Hamburg gelebt hatte. Aber gestern Abend hatten sie den Geburtstag von Mats Rütters gefeiert und es war etwas später geworden. Und da sie heute Morgen frei hatte, wollte sie gerne ausschlafen. "Blöde Viecher," murmelte sie ärgerlich, vergrub den Kopf in den Kopfkissen und versuchte verzweifelt, sich nicht weiter stören zu lassen, was aber nur leidlich funktionierte.
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