Kasperles Abenteuer in der Stadt
Legimi
Mitten in dem schönen Garten, der das Schloss der Gräfin Rosemarie umgab, stand Schlaupeterle, wie man ihn nannte, und hielt eine Gießkanne in der Hand. Es war auch Wasser in der Gießkanne, aber Schlaupeterle vergaß das Gießen, weil es ihm gar so gut in dem weiten Garten gefiel. Er war zu Besuch zu seinem Großvater, dem Schlossverwalter, gekommen. Als Ferienbesuch in einem Schloss zu wohnen, das lohnte sich schon! Schlaupeterle stand und staunte. Das Schloss war gerade unbewohnt, denn die Gräfin Rosemarie war mit ihrem Manne, dem berühmten Geiger Michael, in die weite Welt gefahren. Hei, dachte Schlaupeterle, in dem Schloss möchte ich immer wohnen. Er sah zu den Fenstern empor. Bis auf eins waren sie in den oberen Stockwerken alle geschlossen. Auf dieses eine starrte Schlaupeterle wie auf eine Geburtstagstorte. Er überhörte dabei, dass jemand kam, und er erschrak gewaltig, als ihn der Großvater unversehens auf die Schulter schlug. »Willst wohl 'n Loch ins Schloss gucken?« fragte der. »Wer wohnt denn da?« Schlaupeterle zeigte mit dem Finger auf das eine offene Fenster. »Niemand«, brummte sein Großvater. »Zuletzt hat Kasperle in dem Zimmer geschlafen.« »Kaaa . . .« »Himmel, Bengel, reiß doch den Mund nicht so auf!« rief der Schlossverwalter. »Ist dir was im Halse steckengeblieben?« Aber Schlaupeterle bekam den Mund nicht gleich zu: »Kaaa . . .« stotterte er wieder, und da lachte sein Großvater. »Du willst wohl sagen: "Kasperle"?«, fragte er. »Ja, der hat da drin gewohnt.« Schlaupeterle tat nun endlich einen tiefen Seufzer. Klapp! ging der Mund zu, klapp! riss ihn der Bube wieder auf und schrie: »Das ist ja 'n Märchen!« »Unsinn, Wahrheit ist's! Hast du denn noch nie etwas vom Kasperle gehört?« ...
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