Jenseits des Zorns
Legimi
Nur noch wenige Stunden bis zu dieser gewaltigen Detonation, die ihm, Scheich Abdullah Azmi Walid, wie sich Klaus Nelm, geborener Weynreich seit einiger Zeit nannte, einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern würde. Eine trostlose Kindheit im miefigen Kleinstadtmilieu des Heidestädtchens Lönshausen der neunzehnhundertfünfziger Jahre, in der er und seine Geschwister unter den brutalen Attacken der tyrannischen Mutter und der kriminellen Gleichgültigkeit des kapitulierten Vaters litten, säte die Samenkörner der Minderwertigkeit und Resignation in seine junge Seele. Jenseits des Zorns tobt heute in seinem Inneren ein immer intensiver werdender, quälender Kampf zwischen Opportunismus und Repression; zwischen hoffnungsloser Resignation und unbeherrschbarer Wut, die schließlich in einer furchtbaren Katastrophe endet. Nach dem Eintritt in die islamische Glaubensgemeinschaft verstrickt sich der Mittfünfziger immer tiefer in die manipulativen Machenschaften einiger seiner neuen Glaubensbrüder, die ihm als deutschen Konvertiten die Hauptrolle bei einem blutigen Terroranschlag zugedacht haben. Als er sich Augenblicke vor dem Attentat gegen die Durchführung des mörderischen Vorhabens entscheidet, löst ein Unbekannter das Inferno dennoch aus. Zu den 1782 Opfern gehören auch seine geliebte Tochter Melanie, der Schwiegersohn Markus und der fünfjährige Enkel Benjamin. Als er sich nach dem Attentat wie geplant Richtung Syrien absetzt, überwältigen ihn Zweifel und Schuldgefühle. So beschließt er während einer Zwischenlandung in Istanbul, reinen Tisch zu machen und sich den deutschen Behörden zu stellen. Die mächtigen Hintermänner des islamischen Terrors wollen das allerdings mit allen Mitteln verhindern. Unter dramatischen Umständen entkommt er in der türkischen Metropole den fundamentalistischen Häschern und gelangt schließlich nach Deutschland zurück. In einem aufsehenerregenden Prozess wird er zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, doch schon sehr bald erfährt er, dass die Gotteskrieger weder vergessen, noch verzeihen…
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