Hoffnung am Irrawaddy

Hoffnung am Irrawaddy

Legimi

Was sagen Ihnen die Namen Myanmar und Aung San Suu Kyi? Der erste ist der neue Name für das alte Burma, der zweite ist der Name der Friedensnobelpreisträgerin (1991) und prominentesten Gegnerin der Militärjunta, die sich im Februar 2021 an die Macht geputscht hatte. Nach jüngsten Nachrichten wurde die inzwischen 77-jährige Ex-Regierungschefin Ende Juni 2022 in ein Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw gebracht – in Einzelhaft. Und damit sind wir bei dem Buch von Sigrid Grabner. Denn Aung San Suu Kyi ist die Tochter von Aung San, Kommandeur der Burma Independence Army (BIA) und Präsident der Anti-Fascist People’s Freedom League (AFPFL) sowie Vorkämpfer für die Unabhängigkeit des damaligen Birmas vom Vereinigten Königreich. Ihre Mutter, Ma Khin Kyi, war die erste Botschafterin Birmas in Indien. Ihr Vater, Aung San, wurde vor nunmehr 75 Jahren, während einer Kabinettssitzung ermordet. Und genau damit beginnt das spannende Buch: Das Attentat Am Morgen des 19. Juli 1947 rasten zwei Militärfahrzeuge durch die Straßen Ranguns, dem Zentrum entgegen. In Sichtweite des Regierungsgebäudes in der Dalhousie Street hielten sie an. Junge Männer in den dschungelgrünen Uniformen der burmesischen Armee, bewaffnet mit Maschinenpistolen, sprangen auf die Straße. Vorübereilende Passanten beachteten sie kaum. Der Krieg war in der Erinnerung der Menschen noch zu lebendig, als dass sie bewaffnete Soldaten als etwas Außergewöhnliches angesehen hätten. Die Soldaten verschwanden in dem großen grauen Gebäude. Ihre Stiefeltritte hallten durch die langen Korridore. Der wachhabende Soldat vor dem Eingang zum Konferenzzimmer blickte den vier jungen Männern neugierig entgegen. Sicher kamen sie mit einem Sonderauftrag vom Armeehauptquartier. Ehe er noch fragen konnte, wurde er brutal zur Seite gestoßen. Die Männer rissen die Tür zum Konferenzzimmer auf, einer schrie: „Alle sitzen bleiben! Keiner rührt sich von der Stelle!“ Im Konferenzzimmer tagten die Minister der Provisorischen Regierung Burmas. Unter ihnen der zweiunddreißigjährige Regierungschef Aung San. Sie alle schauten die Eindringlinge entgeistert an. Aung San sprang auf, um etwas zu sagen. In diesem Augenblick eröffneten die Männer das Feuer. Die Schießerei dauerte etwa eine halbe Minute. Dann liefen die Attentäter mit schnellen Schritten die Haupttreppe hinunter. Sie sprangen in einen wartenden Jeep vor dem Eingang. Der Fahrer gab Gas. Die Bremsen kreischten, als das Fahrzeug aus dem Tor raste und in die Sparks Street einbog.

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