Ein altes Haus für Laura oder wie Old Shatterhand nach Potsdam kam
Legimi
Laura erbt von einer unbekannten Urgroßtante ein altes Haus in der Eifel. Dass sie dafür eine Ferienreise an den französischen Atlantik opfern muss, passt ihr gar nicht. Doch dann lernt sie Oma Therese kennen - und den Nachbarjungen Benji, dessen Vater Maler ist und Winnetou heißt. Fasziniert hört sie Oma Thereses Geschichten zu und streift mit Benji durch die Gegend. Und sie forscht nach Tante Josefa, die fast ihr ganzes Leben hier verbracht hat. Wer war Josefa wirklich? LESEPROBE: Es war Winter. Draußen lag hoher Schnee. Thereses Mutter kam aus dem Stall und bat den Vater: „Hol die Hebamme, es geht los.“ Sie umfasste ihren dicken Bauch und ging schwer atmend die Treppe hoch. Sie bat die Kinder, brav zu sein. Morgen früh hätten sie ein neues Geschwisterchen. Dann ging sie ins Schlafzimmer. Kurze Zeit später hörten die Kinder die Mutter schreien. Thereses Schwester holte Josefas Mutter. Als sie oben im Zimmer war, kam Josefa im Nachthemd durch den Schnee gelaufen und setzte sich neben Therese an den Ofen. Niemand achtete auf die kleinen Mädchen. Es wurde hektisch. Der Vater brachte die Hebamme. Das war Emmas Tante. Immer wieder rannten Thereses Schwester und Josefas Mutter nun treppauf, treppab, holten heißes Wasser und Tücher. Irgendwann schrie die Hebamme, der Vater müsse den Doktor holen, sonst würde die Mutter sterben. Er lief wieder los. Oben stöhnte und schrie die Mutter. Josefa und Therese fürchteten sich sehr. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als der Vater endlich mit dem Arzt kam. Damals gab es noch keine Busse oder Autos. Er musste die zehn Kilometer zum Arzt durch den hohen Schnee laufen. Zurück fuhr er dann mit dem Arzt im Pferdeschlitten. Nachdem der Arzt eine Viertelstunde bei der Mutter war, kam er polternd die Treppe runtergelaufen und schüttelte den Vater: „Du hast mich viel zu spät geholt. Es waren Zwillinge, zwei Jungen, aber sie sind tot. Zehn Minuten später, und deine Frau wäre auch verreckt. So schafft sie es vielleicht.“ Er setzte sich an den Küchentisch und trank ein großes Glas Schnaps. Dann verlangte er sein Honorar. Dieses Mal würde er sich nicht wieder vertrösten lassen und ohne Geld gehen. Fünf oder zehn Mark wollte er. Genau weiß Oma Therese das nicht mehr. Aber sie erinnert sich noch genau, wie arm sie damals waren. Der Vater hatte das Geld nicht. „Pump’s dir zusammen!“, brüllte der Doktor. „Vorher gehe ich nicht.“ Wieder kippte er ein Glas Schnaps in sich rein.
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