Die Würde der Ratten
Legimi
Da diese Story wie ein Krimi daherkommt, lässt sich relativ wenig über den Inhalt verraten. Fakt ist, dass ein Chirurg aus der Kurklinik Bad Barkenhusen mittels Helfershelfer nach Westberlin flüchtet. Justament in dieser Nacht kommt eine mit ihm befreundete Blinddarm-Patientin zu Tode, weil die Verlobte des Republikflüchtlings das wartende OP-Team zu lange hinhält. Was der Mediziner und andere Beteiligte nicht ahnen – das MfS hat seit Jahren einen Maulwurf im Westberliner Flüchtlingsaufnahmelager Marienfelde lanciert. Unabhängig davon fährt der Lebenskamerad jener Patientin nach Marienfelde, um jenen Doktor zur Rede zu stellen … Den lokalen Hintergrund stellt der norddeutsche Osten. Genauer gesagt und im Buch zeitlich korrekt, ist dies der Bezirk Rostock in der DDR. Nicht nur, dass die Erzählung zeitlich auf das Jahr 1988 fixiert ist – das Manuskript wurde etwa Anfang 1989 begonnen und im Herbst 1989 abgeschlossen. Seitdem erfuhr es textlich keine wesentliche Überarbeitung. Dieses Phänomen ist nicht oft zu konstatieren – schuldig sind jene allseits bekannten politischen Geschehnisse. Meine Lektorin hatte das Manuskript bereits für den Verlag das Neue Leben angenommen. Aber die Umstände brachten es mit sich, dass sie als die Jüngste im Lektorat noch vor der proklamierten Deutschen Einheit entlassen wurde. Noch heute erinnere ich mich an damalige Plakate von oppositionellen Demonstranten, die auf Rosa Luxemburgs Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden pochten. War schon Die Würde der Ratten nicht gedruckt worden, so bekam ich in zweifacher Hinsicht die Denkweise der neuen Macht zu spüren: einem Gespräch mit meiner Lektorin im Kinderbuchverlag Berlin konnte ich entnehmen, dass ihr Mann das alleinige Vorschlagsrecht für mich beim renommierten Alex-Wedding-Preis 1990 im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur wahrgenommen hatte. Nicht nur, dass Günther Cwojdrak starb – ich hatte mich 1989 bei Telefonaten den vielen Protestversammlungen wegen meiner hochgradigen Querschnittlähmung verweigert. Es sei hier nicht verschwiegen – mich irritierte damals sehr, wie bedingungslos sich manche DDR-Künstler bei den West-Medien geradezu anbiederten bzw. unterordneten ... So kam es für mich in jenen bewegenden Tagen quasi zur Nagelprobe des o. a. Zitats – meine Anwartschaft wurde gestrichen …
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