Die neue Praxis Dr. Norden 19 – Arztserie
Legimi
Daniel, Olivia, Sophia, Lydia und Ophelia fahren zu einem Tagesausflug in die Berge. Plötzlich zieht ein Unwetter auf, und sie machen sich auf den Heimweg. Starker Regen und Sturmböen zwingen sie, auf einer schmalen Straße in den Bergen anzuhalten. Entsetzt müssen sie mit ansehen, wie vor ihnen eine Schlammlawine abgeht und ihnen den Weg ins Tal versperrt. Als sich auch noch ein Gewitter ankündigt, der Wind zunimmt und die ersten Äste durch die Luft wirbeln, schlägt Lydia vor, in einer nahgelegenen Hütte Schutz zu suchen. Da sie mit Thomas oft zum Wandern in die Berge geht, kennt sie sich in der Gegend aus. Sie lotst Daniel über einen Waldweg, und sie können mit dem Auto fast bis zur Hütte fahren. Die Hütte ist sauber, es gibt fließendes Wasser und einen Holzkohleofen. Es gibt allerdings keine Verbindung zur Außenwelt, da die Stromversorgung und die Handymasten in der Gegend durch das Unwetter beschädigt wurden. Nicht einmal mit Lydias Satellitentelefon lässt sich eine brauchbare Verbindung herstellen. Das ist die Situation, als bei Olivia urplötzlich die Wehen einsetzen. Daniel hatte an diesem Morgen wieder einmal einen dieser schweren Momente. Er musste einem Patienten sagen, dass er keine Chance mehr auf Heilung besaß. Dieses Mal betraf es seinen derzeit ältesten Patienten Manuel Oster. Er würde in zwei Wochen seinen 100. Geburtstag feiern. Vor zehn Jahren wurde bei ihm Leukämie festgestellt, die er aber erfolgreich bekämpft hatte, jetzt war der Blutkrebs zurückgekehrt. "Sie sind allein hier, Herr Oster", wunderte sich Daniel, als er Manuel an der Tür des Sprechzimmers begrüßte. Er war davon ausgegangen, dass Manuel ahnte, was er ihm zu sagen hatte. Er hatte gehofft, es wäre jemand bei ihm, der ihm Beistand leisten konnte. "Noch fühle ich mich einigermaßen gut. Solange mir niemand etwas ansieht, möchte ich nicht, dass meine Familie erfährt, dass die Krankheit zurück ist", sagte Manuel. "Es ist Ihre Entscheidung. Bitte nehmen Sie Platz", bat Daniel den pensionierten Realschullehrer. Wer Manuel nicht kannte, würde ihn für fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger halten. Er hatte sein Leben lang regelmäßig Sport getrieben, was wohl dazu beitrug, dass er noch immer eine aufrechte Haltung hatte. Er war schlank, aber nicht dünn, hatte weißes lockiges Haar, und die hellen Augen hinter der runden Brille mit dem goldfarbenen Rand blickten noch immer wach und neugierig in die Welt. "Was sagt das Labor zu meinen Blutwerten?"
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