Die letzte Zeugin
Legimi
Oberleutnant Heym hat Zweifel. Aufgrund von Indizien musste er eine Frau unter dem Verdacht des Mordes verhaften. In ihrer Wohnung starb Hellberger an einer Tablette, die sein Herz nicht vertrug. Sie wusste, dass er an diesen Tabletten sterben würde, die ihr Arzt ihr verschrieben hatte. Die Beweise sind erdrückend. Und trotzdem zweifelt Heym. Er hat jemand anderen in Verdacht. Doch Verdacht allein genügt nicht. Es gibt nur einen Weg, sie zu überführen. Dazu muss er alle Zeugen noch einmal verhören und Staatsanwalt Sommerfeld den Beweis liefern, dass seine Vermutungen richtig waren. Die Zeuginnen sitzen im Vorzimmer des Staatsanwaltes und warten auf das Verhör. Es sind alles Frauen, denn Hellberger hatte so seine Geheimnisse. Und eine von ihnen ist die Mörderin und wähnt sich noch in Sicherheit. LESEPROBE: Sie faltete die Hände auf dem Tisch und sah mich aufmerksam an. „Also, was haben Sie auf dem Herzen?“ Ja, was hatte ich auf dem Herzen? Sollte ich den ganzen Unsinn aufgeben und ihr erzählen, worum es mir wirklich ging? Es wäre mir das liebste gewesen, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen. Sie machte einen so kühlen, so unnahbaren Eindruck, dass ich fürchtete, sie würde kein Verständnis aufbringen für meine Hirngespinste und mir sehr übel nehmen, dass ich ihre kostbare Zeit in Anspruch genommen hatte. „Was für Fragen wollen Sie mir stellen?“, drängte sie. „Ja — nun — vielleicht erzählen Sie erst einmal Ihren Lebenslauf“, stotterte ich. „Nur in Stichpunkten. Damit wir einen Anfang haben.“ „Da gibt es nichts Besonderes zu erzählen. Ich bin hier in Magdeburg geboren. Mein Vater war Ingenieur bei Junkers. Leider ist er noch fünf Minuten nach zwölf ums Leben gekommen. Als Volkssturmmann, im Mai fünfundvierzig, auf eine völlig überflüssige und tragikomische Weise. Er wollte die weggeworfenen Waffen ordnen. Dabei explodierte eine Panzerfaust. Aber vielleicht war es auch die göttliche Gerechtigkeit. Als Antwort darauf, dass er unsere Mutter jahrzehntelang mit seiner Pedanterie und seinem zynischen Unglauben gequält hatte. Nun, wir kamen auch ohne ihn aus, was zuvor völlig undenkbar schien. Neunzehnhundertneunundvierzig machte ich das Abitur, darauf folgte ein Medizinstudium in Halle. Während des Studiums lernte ich meinen Mann kennen, er war ebenfalls Mediziner. Neunzehnhundertdreiundfünfzig haben wir geheiratet und waren sechzehn Jahre lang sehr glücklich.“ Sie machte eine Pause, sah mir ruhig in die Augen und sagte dann:
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