Der Brillenindianer

Der Brillenindianer

Legimi

Kann man sich einen Indianer mit Brille vorstellen? Eigentlich nicht. Indianer haben keine Brille. Das stellen die beiden Autoren am Anfang klar: Du kennst doch Indianerfilme noch und noch, und was sahst du da? Geritten wurde, geschossen, geschlichen, geschwommen, Friedenspfeife rauchte man, grillte ganze Bären am Spieß, Tomahawks wirbelten durch die Luft, scharfäugig spähten Indianer nach dem Feind aus, oder sie blickten voller Verachtung vom Marterpfahl auf ihre Gegner. Eine Brille aber, nein, eine Brille trug niemand! Es hatte auch keiner Sommersprossen. Niemand lag einfach so auf der Wiese und träumte in die Wolken. Und hast du auch nur einen gesehen, der am Fluss saß und rein zum Spaß die Beine ins Wasser baumeln ließ? Und doch gibt es zumindest eine Ausnahme – Otto, ein nachgemachter Indianer aus dem fünften Stock, der erst einen Tag zuvor mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Elle in einen Neubaublock am Stadtrand eingezogen war. Heute war er zum ersten Mal in seiner Indianeruniform unterwegs. Aber lag vor dem Neubau Indianerland? Unser Held hat jedenfalls viel Fantasie, Indianerfantasie. Und das hat auch mit seiner Brille zu tun. Bei seinem ersten abenteuerlichen Erkundungsgang in der neuen Umgebung lernt er die drei großen Jungen Branco, Mäcki und Olaf kennen, die nicht so recht wissen, was sie mit Otto anfangen sollen und sich erstmal beraten müssen. Plötzlich aber soll Otto einer von ihnen sein und wird in ihrer Bande begrüßt. Nachdem er einen Blaubeersammelausflug mit seiner neuen Freundin Antje absolviert hat und davon träumt, Häuptling zu werden, bekommt Otto bald Probleme mit den drei großen Jungen, weil sie nämlich auch Probleme mit Leuten in der wirklichen Welt haben. Otto kommt immer mehr in Schwierigkeiten. Mit Geheimhaltung und Zigarettendiebstahl und Schnapstrinken, Aussagen zwischen Lüge und Wahrheit. Ob Indianerhäuptling Otto, der sich schon darüber ärgert, sich mit den drei Großen eingelassen zu haben, etwas passiert? Plötzlich packte ihn jemand. Otto wusste sofort, das war Brancos Hand. „Wen hast du hier hergeschleppt?“ Otto wollte schreien, aber er brachte keinen Ton heraus, so hatte er sich erschreckt. „Du hast geschworen, die Klappe zu halten.“ Otto atmete tief durch. „Aber bloß von der Burg“, verteidigte er sich und drehte den Kopf zur Seite. Hinter Branco stand Mäcki. Olaf konnte er nirgendwo entdecken. „Los, der wird gekidnappt“, schlug Mäcki vor, „und dann aber“

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